Alle rufen nach Gleichberechtigung und Opferschutz für alle Frauen. Doch wird dabei explizit eine bestimmte Gruppe von Frauen ausgeschlossen oder gar als Täter hingestellt.

Nein, es sind nicht die sogenannten, sich fast eher wie Männer benehmende „Kampflesben“ die ausgeschlossen werden sollen, sondern gerade diese radikalen, selbsternannten „Feminist:innen“ sind es, die eine andere Gruppe von Frauen von diesem Schutz und der Gleichberechtigung ausschliessen wollen.

Vor allem die radikaleren Lesbenvereinigungen sind es, die ausgerechnet die Frauen, für die nichts wichtiger ist als ihre eigene Weblichkeit, ihr eigenes Frausein, von den Privilegien einer Frau ausschliessen wollen.

(Die Einleitung ist bewußt so provokant formuliert. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel. Nicht alle lesbische Frauen sind sogenannte „Kampflesben“, nicht alle lesbischen Frauen benehmen sich wie Kerle und nicht alle lesbischen Frauen schliessen andere Frauen von Schutz und Gleichberechtigung aus! Und genau so gibt es natürlich auch nicht lesbuische Frauen, die andere Frauen ausschliessen.)

Am 27. August 1910 schlug die Sozialistin Clara Zetkin in Kopenhagen die Einführung eines nationalen Frauentags vor. Die Idee kam damals aus den USA, als sich 1908 ein Frauenkomitee gegründet hatte, das im Februar 1909 einen sehr erfolgreichen, nationalen Frauenkampftag ins Leben gerufen hatte.

Damals war das Hauptanliegen dieser Bewegung natürlich das freie, geheime und gleiche Frauenwahlrecht. Es dauerte dann acht Jahre, viele Auf und Abs des Frauentags bis hin zur Illegalität und verschiedene Termine an denen dieser Tag begangen wurde, bis dann 1918 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde.

Heute brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen, durch zelebrieren dieses internationalen Tags für Gleichberechtigung von Frauen, für sexuelle Selbstbestimmung der Frauen und natürlich für den Kampf gegen Gewalt an Frauen, belächelt zu werden oder gar ins Gefängnis gesteckt zu werden. Jedenfalls nicht bei uns.

Die Gleichberechtigung für Frauen, die sexuelle Selbstbestimmung und der Schutz gegen Gewalt gegen Frauen sind heute in Deutschland zweifellos auf dem Vormarsch und das ist gut so, auch wenn es immer noch lange nicht so ist, wie es sein sollte:

  • Denken wir nur mal an die gesetzlich festgelegte Lohngleichheit, die auch heute immer noch kaum Effekt zeigt.
  • Denken wir nur mal an die Frauenquote in Gremien und Führungspositionen, die Deutschland weit nach wie vor kaum verändert bei etwa 26 % liegt.
  • Denken wir nur mal an die vielen sexuellen Übergriffe und die sexuelle Gewalt, die auch heute noch allgegenwärtig sind!
  • Denken wir nur einmal an das Victimblaming und Opferbashing, wenn eine Frau die sich etwas freizügiger kleidet, vergewaltigt wird.

Doch es gibt eine Gruppe von Frauen, die auch heutzutage und hier in Deutschland noch kaum oder gar nicht vor Ungerechtigkeit, Diskriminierung oder Gewalt geschützt ist. Sie müssen auch heute noch und hier in Deutschland jeden Tag um ihre Existenz und ihr Überleben kämpfen!

Es gibt Frauen, die auch heute, im Hier und Jetzt, von den Männern als leicht zu bekommenes Sexobjekt, als Freiwild oder als Fetisch betrachtet werden!

Es gibt Frauen hier in Deutschland im Jahre 2021, die ihren Job verlieren und nie wieder einen Job bekommen, nur weil sie das sind und sein wollen, was sie sind: Frauen.

Es gibt Frauen, die auch heute noch, im 21. Jahrhundert, in Frauenschutzräumen unwillkommen sind und denen man ihre Weiblichkeit, ihr Frausein abspricht!

Die Selbstmordrate dieser Gruppe von Frauen liegt hier in Deutschland bei ca. 20%. Mindestens 50% aller Frauen aus dieser Gruppe denken ernsthaft über Selbstmord nach, weil sie mit der sozialen Ausgrenzung, dem Hass der ihnen entgegen schlägt und der Gewalt, der sie ausgesetzt sind, nicht zurecht kommen.

Es ist eine Gruppe von Frauen, die es sogar mit Gutachten, Brief und Siegel vom Gericht bestätigt bekommen haben, dass sie Frauen sind. Sie sind sozusagen sogar staatlich anerkannte Frauen.

Die Rede ist von Frauen mit transsexuellem Hintergrund.

Frauen, die bei ihrer Geburt fälschlicherweise dem männlichen Geschlecht zugeordnet worden waren.

Organisationen wie die „Women’s Right Campaign“ oder „Terre Des Femmes e.V.“ machen sogar öffentlich eine wahre Hetzjagd auf Frauen wie mich. Ja, auch ich bin eine Frau. Eine Frau mit transsexueller Vergangenheit.

In den letzten fünf bis zehn Jahren hat die Sichtbarkeit von geschlechtsvarianten (transsexuellen) und nonbinären Menschen immens zugenommen. Selbstbewusst und laut fordern sie ihr Recht auf Selbstbestimmung und gesellschaftliche Akzeptanz ein.

Im Gegenzug werden aber auch immer mehr selbsternannte „Feminist:innen“ sichtbarer und lauter. Sie haben Angst um ihre eigene Unversehrtheit und um ihre Schutzräume. Sie sprechen geschlechtsvarianten, transsexuellen Frauen ihre Weiblichkeit, ihr Frausein ab und bringen sie in unmittelbaren Zusammenhang mit Pädophilie und Vergewaltigungen.

Im Jahre 2011 urteilte das Bundesverfassungsgericht: “Es ist wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, dass die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem Geschlecht nicht allein nach den äußerlichen Geschlechtsmerkmalen im Zeitpunkt seiner Geburt bestimmt werden kann, sondern sie wesentlich auch von seiner psychischen Konstitution und selbstempfundenen Geschlechtlichkeit abhängt.”

Mit diesem Urteil wurde ein uraltes, menschenverachtendes Relikt aus dem Transsexuellengesetz gestrichen: Die Notwendigkeit der geschlechtsangleichenden Operation für die Vornamens- und Personenstandsänderung. Ebenfalls mit diesem Urteil wurde entschieden, dass es rechtlich natürlich auch Frauen mit Penis geben kann und darf, so wie es auch Männer mit Vulva geben kann und darf.

Mit diesem Urteil wurde bestimmt, dass sich das Geschlecht eines Menschen nicht anhand äußerer Merkmale festmachen lässt, sondern dass einzig die Selbstauskunft eines Menschen darüber Auskunft geben kann und darf.

So lange haben wir gekämpft um gesellschaftliche und auch rechtliche Akzeptanz zu erfahren und müssen uns nun der breiten Front von radikalen „Feminist:innen“ gegenüber sehen, die uns diese Akzeptanz und dieses Recht wieder wegnehmen wollen.

Natürlich müssen wir uns einer Urangst der Frauen stellen und diese ernst nehmen! Gerade und vor allem lesbische und feministische Frauen erfahren häufig körperliche und sexuelle Gewalt und Ausgrenzung und sie haben sich gewisse Schutzräume hart erkämpft. Dies müssen wir transsexuelle Frauen respektieren.

Es ist jedoch absolut und völlig falsch, deshalb allen transsexuellen Frauen ihr Frausein und ihre Weblichkeit abzusprechen, sie als perverse Männer abzustempeln und pauschal mit Gewalttätern, Pädophilen und Vergewaltigern in einen Topf zu werfen! Die aktuelle Debatte um Selbstbestimmung, Frausein, Schutzräume und Feminismus stigmatisiert transsexuelle Menschen, insbesondere Frauen, erneut als vermutliche sexuelle Gewalt- und Straftäter und die eigentlichen, cisgeschlechtlichen Männer, die die Statistiken sexueller Gewalt anführen, verschwinden dabei aus dem Blick.

Das ist nicht nur falsch, sondern vor allem auch gefährlich! Denn das erinnert nur zu sehr an die Nationalsozialistische Diktatur und Herrschaft unter der homosexuelle, sexualitäts- und geschlechtsnonkonforme Menschen stigmatisiert und ermordet wurden!

Die Aussage von selbsternannten „Feminist:innen“, dass eine Frau nur eine Frau ist, wenn sie mit einer Vulva geboren wurde, ist nicht nur stigmatisierend und diskriminierend, sondern schlicht und einfach auch falsch.

Die Frauen der Frauenschutzorganisation Terre Des Femmes e.V. sprechen uns unser Frausein ab, indem auch sie sagen: “ja wir stehen für die Rechte aller Frauen – solange sie mit einer Vulva geboren wurden”. Im gleichen Atemzug stellen sie uns auf eine Stufe mit Vergewaltigern, indem sie uns nicht in ihren Schutzräumen wie Frauenhäusern oder Damentoiletten haben wollen.

Jeder transsexelle (oder intersexuelle) Mensch der anhand des Transsexuellengesetzes (oder anhand des Personenstandsgesetzes §45b) mit zwei unabhängigen Gutachtern und mit einem richterlichen Beschluß seinen Geschlechtseintrag hat ändern oder bestätigen lassen, ist genau dort richtig, wo er oder sie sich aufgrund seines richterlich oder staatlich bestätigten Geschlechts hin verordnet.

Nur weil einige selbsternannte „Schutzengel der Weiblichkeit“ und des Frauseins uns dieses Recht absprechen wollen, macht es das deshalb nicht weniger zu unserem Recht!

Kein Mensch, weder Frau noch Mann, macht diese Angleichung zum Spaß, aus freien Stücken oder als Konsequenz einer Entscheidung!

Wir werden wie Dreck behandelt, wie im Zoo angestarrt, diskriminiert, geschlagen, beleidigt. Wir verlieren unsere Jobs und unsere Freunde, viele von uns verlieren sogar ihre Familie. Ehen gehen in die Brüche, Kinder wenden sich von uns ab. Wir werden in der Öffentlichkeit oder in den sozialen Medien ausgelacht und öffentlich als perverse Monster und Psychopathen angesehen. Nicht selten werden wir für pädophile Handlungen oder Vergewaltigungen verantwortlich gemacht!

Niemand macht so etwas zum Spaß oder aufgrund einer Entscheidung!

Niemand entscheidet sich mal eben dazu, die eigenen Eltern vor den Kopf zu stoßen und zu verlieren!

Niemand entscheidet sich mal eben dazu, vom eigenen Kind verstoßen zu werden.

Niemand entscheidet sich mal eben dafür, die eigene Familie, die geliebte Frau zu verlieren.

Niemand entscheidet sich mal eben dafür, eine Ehe zu zerstören!

Niemand entscheidet sich dafür, in der Öffentlichkeit angestarrt und ausgelacht zu werden!

Niemand entscheidet sich mal eben dafür, den Job zu verlieren und womöglich nie wieder einen Job zu bekommen!

Niemand entscheidet sich mal eben dafür, sozial ausgegrenzt, Krankenhaus reif geschlagen oder gar ermordet zu werden!

Auch heute noch, wird im Durchschnitt weltweit täglich ein transsexueller Mensch aufgrund seiner Transsexualität brutal gefoltert und ermordet! Die Zahl der jährlich ermordeten Menschen ist nach wie vor steigend! Jedes Jahr begehen wir dazu den „International Transgender Day Of Remembrance“, an dem wir all den ermordeten transsexuellen Menschen gedenken. (Quelle: Trans Murder Monitoring Project)

Menschen, die ermordet, gefoltert, verprügelt, ausgegrenzt oder diskriminiert und verachtet werden, vor allem weil sie von großen Namen wie J.K. Rowlings (Harry Potter), Prof. Monika Barz (u.a. Beisitzerin im Vorstand des Landesfrauenrat Baden-Württemberg), der „Women’s Rights Campaign“, „Terre Des Femmes e.V.“ oder auch einer Eva Engelken (Bündnis90/DIE GRÜNEN) diskriminiert, diskreditiert oder als „in weibliche Schutzräume einzudringen versuchende männliche Pädophile und Vergewaltiger in Frauenklamotten“ angesehen werden.

Solch ein Verhalten ist menschenfeindlich und verachtend gegenüber transsexuellen Menschen.

“Transphobie” ist hierfür das falsche Wort. Das ist keine Phobie! Niemand kann etwas für eine Phobie oder Angst! Aber jeder Mensch kann sich dafür oder dagegen entscheiden, ein Arschloch zu sein!

Hierbei geht es nicht um eine Angst, hierbei geht es ganz klar um Volksverhetzung. 

Als Selbsthilfegruppenleiterin und Peerberaterin sehe ich regelmäßig die Scham, die Schmach und das körperliche und psychische Leiden von hilfesuchenden Personen. Da wird über angebliche Gefahren einer zu frühen Transition fabuliert und gefordert, dass wir uns geflissentlich begutachten lassen sollen – wie Schwerstverbrecher, mit zwei Gutachten bei der Vornamens- und Personenstandsänderungen. Es wird die Angst verbreitet, wir könnten das nur machen wollen, weil wir in persönliche Schutzräume von Frauen eindringen wollen.

Menschen, die von Geburt an weiblich denken und fühlen, weibliche Wünsche haben, weibliche Vorstellungen haben von Beziehungen, von Liebe, vom Leben, weibliche Empfindungen und weibliche leibliche Regungen haben, diesen Menschen, die eindeutig weiblich sind, ihr weibliches Sein absprechen zu wollen, nur weil sie mal ein männliches Genital zwischen den Beinen hatten, das ist Trans-ausschließender radikaler Hass (TER), das ist offene Feindlichkeit, offener Hass und nichts anderes!

Hass deshalb, weil das nichts mit Feminismus zu tun hat. Feminismus schließt alle Frauen mit ein.

Frauen, die andere Frauen aufgrund eines körperlichen Makels ausschließen und ihnen ihr Frausein absprechen, sie als Männer in Frauenklamotten, als Pädophile oder Vergewaltiger abstempeln, sind TERs, nichts anderes – vor allem keine Feminist:innen! – und diese Frauen müssen es sich dann auch gefallen lassen, dass man sie so nennt. Insbesondere dann, wenn diese betroffenen Frauen sogar bereits angeglichen sind und als Frauen auch vor dem Gesetz anerkannt sind! Denn spätestens dann ist es sogar offene Diskriminierung und Volksverhetzung, die man strafrechtlich verfolgen könnte!

Gez. Christin Löhner